2022 Andreas Kranzpiller – Ehrenbürger von Fürstenwerder
Der Heimatmaler Andreas Kranzpiller wurde zu seinem 98. Geburtstag am 30.08.2022 vom Bürgermeister Herrn Roland Klatt zum Ehrenbürger von Fürstenwerder ernannt.
Andreas Kranzpiller wurde am 30. August 1924 in Ernestin, im ehemaligen Jugoslawien geboren. Er verlebte dort eine schöne Kindheit, Schul- und Lehrzeit.
1943 wurde er Soldat der Deutschen Wehrmacht, kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde 1947 entlassen.
Im Herbst 1947 fand er seine Eltern in Fiebigershof, die als Deutsche 1944 aus Jugoslawien vertrieben worden waren, und über Österreich, Thüringen und die Lausitz unter großen Entbehrungen in die Uckermark kamen, und hier ein neues Zuhause fanden.
Das war ein schwerer Neubeginn. Er arbeitete als Stellmacher, Tischler, Maler und als letzte Station seines Arbeitslebens als Ferienheimleiter in Fiebigershof. Er gründete eine Familie, baute ein Haus und zog drei Kinder groß.
Nach und nach fasste die Familie Fuß in der neuen Heimat. Dieses neue Heimatgefühl wollte Andreas Kranzpiller irgendwie dokumentieren und ausdrücken. Da besann er sich auf seine frühe Liebe zum zeichnen und malen. Mit diesem Talent wollte er seinen Optimismus und sein positives Lebensgefühl ausdrücken und festhalten, vor allem aber auch anderen Menschen zugänglich machen. Er wandte den Blick nach vorn, wollte seine neue Heimat erschließen, sie erfahren und erleben. Die Landschaft des für ihn neuen Landes, der Uckermark, gab ihm unerschöpfliche Kraft. Im Laufe seiner Entwicklung und der Ausbildung seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten hat sich Andreas Kranzpiller in verschiedenen malerischen und zeichnerischen Techniken erprobt und sich unterschiedlichen Motiven gewidmet: er hat Porträts gemalt, Stilleben und Architektur-Denkmale.
Die Landschaft ist es, die ihn immer wieder anzieht, anregt und auf stille Weise herausfordert. Ihm gelingt es in seinen Bildern die Uckermärkische Landschaft im Gang der Jahreszeiten, mit ihren vielfältigen Farben der Natur, mit weiten Blicken über das hügelige Land, mit seinen Seen und Alleen darzustellen.
Andreas Kranzpiller ist längst kein Unbekannter mehr.
Er schätzt, dass er im Laufe seines bisherigen Lebens ca. 2.000 Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Linolschnitte angefertigt hat. Bei fast jedem Fürstenwerderer hängt ein Kranzpiller Bild.
Es hat an Anerkennungen und Würdigungen nicht gemangelt. Viele seiner Bilder hängen in öffentlichen Räumen.
In zahlreichen Ausstellungen in der Uckermark und anderen Städten hat er seine Bilder präsentiert. Seit 2014 wird im Heimatmuseum Fürstenwerder von ihm eine umfangreiche Dauerausstellung mit über 100 Werken als sein Lebenswerk gezeigt. Dabei sind Ölbilder, Aquarelle, Grafiken, Linolschnitte, Radierungen und Glasdrucke. In einem Grafikzyklus zeigt er seine Lebensgeschichte von der Vertreibung aus Jugoslawien, über den Neuanfang in Fürstenwerder bis zur Wende 1989. Zu sehen sind Ansichten von allen Straßen, vielen Gebäuden, den Seen und der Stadtmauer. Dadurch sind Erinnerungen an das alte Ortsbild bewahrt worden, man kann die Veränderungen und Fortschritte deutlich erkennen.
In der Zeit von 1957 bis 1969 leitete Andreas Kranzpiller in Fürstenwerder einen Zirkel für “Malerei und Grafik“, in dem Erwachsene und hauptsächlich Schüler der oberen Klassen, im Fach Malerei unterrichtet wurden. Eine Bereicherung für das kulturelle Leben auf dem Lande. Die aktive Beschäftigung mit künstlerischen Ausdrucksmitteln stellte für jeden Zirkelteilnehmer eine persönliche Entwicklung dar. Neigungen wurden herausgearbeitet, Begabungen geschult. In vielen Ausstellungen konnten die Zirkelteilnehmer ihre Werke präsentieren.
Andreas Kranzpiller ist eng mit der Kirche verbunden. Durch eine längere Auseinandersetzung mit dem Evangelium entstand der Wunsch, die Kirche in Fürstenwerder durch einige große Bilder zu beleben. So können dort die Weihnachtsgeschichte, das letzte Abendmahl, die Kreuzigung, die Auferstehung und andere großformatige Ölbilder betrachtet werden.
1974 gehörte er zu den Mitbegründern der Heimatstuben. Durch viele Aktivitäten und die Ausstellung seiner Bilder half er mit, das Museum interessant zu gestalten.
Als nach der Wende 1992 der Fremdenverkehrsverein Fürstenwerder gegründet wurde, gehörte Andreas Kranzpiller auch zu den Mitbegründern. Er konnte hier seine Erfahrungen aus dem Ferienobjekt Fiebigershof mit einbringen.
Seine enge Verbundenheit zur Kirche und dem kirchlichen Glauben veranlasste ihn, 1993 Mitglied des Fördervereins „Baudenkmal Kirche“ zu werden.
Andreas Kranzpiller hat in Fürstenwerder und der Uckermark zu seinem Leben und Wirken zahlreiche Spuren hinterlassen, die unvergessen bleiben. Möge seine Hand noch lange die Kraft und das Feingefühl haben, mit Zeichenstift, Farbe und Pinsel umzugehen.